Interview mit dem Kinobuchautor Benjamin Schreuder [GRAND PRIX OF EUROPE - Das Buch zum Film]

Alles, was sonst noch in "Der Park" gehört.
Ariadne
Benutzeravatar
Board-User
Beiträge: 14
Registriert: 13.09.2020
Name: Carmen
Wohnort: Dossenheim

Beitrag Interview mit dem Kinobuchautor Benjamin Schreuder [GRAND PRIX OF EUROPE - Das Buch zum Film] »

Als Buchbloggerin interessierte mich natürlich der Autor hinter dem Buch Ed & Edda – Grand Prix of Europe – Das Buch zum Film und so lud ich Benjamin Schreuder zu einem kurzen Interview ein:


Lieber Herr Schreuder,
zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und mir zu einem Interview bereitstehen. Am 24. Juli 2025 kam der Kinofilm Ed & Edda – GRAND PRIX OF EUROPE in die Kinos, am 06. August 2025 erschien von Ihnen das Buch zum Film. Möchten Sie kurz erzählen, um was es in der Geschichte geht?

Es geht um die Maus Edda, die einen großen Traum hat: Sie möchte Rennfahrerin werden. Ihr Alltag besteht jedoch darin, sich um den Jahrmarkt ihres Vaters zu kümmern und ihm beizustehen, da dieser mit großen Geldsorgen zu kämpfen hat. Edda ist kurz davor, ihren Traum aufzugeben, doch dann steht der Grand Prix of Europe bevor und plötzlich bietet sich Edda eine unerwartete Chance. Ihr Lieblingsfahrer Ed verletzt vor dem ersten Rennen und droht, disqualifiziert zu werden. Da kommt Edda eine geniale Idee: Sie wird Eds Platz einnehmen. Damit kann sie nicht nur seine Karriere zu retten, sondern gleichzeitig den Jahrmarkt, schließlich winkt ein sattes Preisgeld. Bei diesem Identitätstausch läuft allerhand schief. Und dann taucht auch noch ein Saboteur auf, der die Fahrerinnen und Fahrer in Gefahr bringt. Plötzlich ist Eddas detektivischer Spürsinn gefragt.


Sie schreiben noch andere Kinderbücher bzw. Kinderbuchreihen ohne eine Filmvorlage. Ist es schwieriger ein „Buch zum Film“ zu schreiben oder eine Geschichte komplett selbst zu entwickeln?

Eine eigene Geschichte mit eigenem Plot, eigener Dramaturgie und Figurenpsychologie zu entwickeln, ist für mich definitiv eine größere Herausforderung. Das Buch zum Film zu schreiben, war in diesem Fall besonders dankbar, da das Drehbuch beziehungsweise der Film eine perfekte Vorlage boten. Das Wichtigste bei der Buchadaption war, die Geschichte mit ihrem warmherzigen Humor, den vielfältigen Emotionen und natürlich der spannenden Rennaction so originalgetreu wie möglich ins Buchformat zu übertragen. Anders als im Film steht darin Eddas subjektive Perspektive im Vordergrund. Deshalb musste ich viele Rennkommentare sowie einige Szenen rauskürzen, in denen der geheimnisvolle Saboteur gezeigt wird.


GRAND PRIX OF EUROPE beinhaltet viele Maskottchen aus dem Europa-Park. Kannten Sie die Maskottchen bereits im Vorfeld oder den Park an sich?


Wow, das ist wirklich lange her. Zuletzt war ich vor über 35 Jahren im Europa-Park – das war einer meiner schönsten Geburtstage und ein großes Familienereignis. Ich erinnere mich nur noch vage an einzelne Attraktionen, zum Beispiel an die „Piraten von Batavia“. Was mir jedoch noch deutlich im Gedächtnis geblieben ist: Ich war die ganze Zeit über wie elektrisiert, sei es bei der Anreise, beim Betreten des Parks, beim Anstehen vor jeder Attraktion, bei den einzelnen „Rides“ selbst natürlich und anschließend noch auf der Heimfahrt.

Was die Maskottchen anbetrifft … ich glaube, es gab damals bereits die Euromaus.


Haben Sie eine Lieblingsfigur im Buch?


Ich habe drei Lieblingsfiguren: Edda, Jorge und Böckli. Edda berührt mich besonders, weil sie ihre Gefühle so wahnsinnig offen zeigt, ständig neue Ideen hat und niemals aufgibt. Jorge ist ebenfalls ein wahres Ideenkraftwerk und hat so eine tolle warmherzige und loyale Art. Das Außergewöhnliche an Böckli ist, dass es ihm nicht ums Gewinnen geht. Er ist so großzügig und selbstlos, dass er einen Konkurrenten im Rennen sogar darauf hinweist, dass dessen Handbremse noch angezogen ist. Die Geschichte, wie er Ed kennengelernt hat (ich möchte hier nicht zu viel spoilern), hat mich schon im Drehbuch sehr berührt. Und obwohl Ed ihm gegenüber oft ziemlich fies ist, bleibt Böckli Ed stets wohlgesonnen und beweist eine engelsgleiche Geduld.


Besuchen Sie generell Freizeitparks und haben Sie eine Lieblingsattraktion?

Ich war als Kind oft mit meiner Familie in den Niederlanden unterwegs, wo es schon damals eine hohe Dichte an Freizeitparks gab. Wir waren unter anderem in De Efteling, Walibi und besonders häufig in Duinrell. Am liebsten war ich im Duinrell-Wasserpark und habe mit meinem Bruder alle möglichen Rutschen ausprobiert (Unterwasserrutschen, Rutschen mit Megatrichter, Rutschen mit Doppelreifen) – das reinste Paradies. Abgesehen vom Europa-Park sind wir ansonsten auch mal durch Tivoli in Kopenhagen, Legoland Billund und Euro Disney getingelt. Meine Erinnerungen an einzelne Attraktionen verschwimmen allerdings. Ich weiß nur: Jeder Freizeitpark hatte seine ganz eigene besondere Magie. Und genau dieses so spezielle Gefühl habe ich in der „Ed und Edda“-Geschichte wiederentdeckt – und jetzt auch nochmal auf andere Art durch diese tollen Interviewfragen.


Könnten Sie sich vorstellen, auch mal einen Roman für Erwachsene zu schreiben?


Da kann ich aus ganzem Herzen sagen: Jaaaaa! Das ist ein lang gehegter Traum von mir. Abgesehen vom Comic „Steam Noir: Das Kupferherz (Bd. 1)“ schreibe ich seit 2012 ausschließlich für Kinder. Privat habe ich eine Schwäche für ausgefuchste Krimis und Thriller, zum Beispiel Nordic Noirs wie die Kommissar-Wisting-Reihe. Auch die „Brenner“-Krimis von Wolf Haas liebe ich sehr. Darüber hinaus faszinieren mich gut gemachte Geschichten mit Elementen Märchen, Mythen und Magischem Realismus. Ich freue mich immer, wenn ich als Leser mit jeder Wendung tiefer in eine geheimnisvolle Welt eintauche und nach dem Lesen sogar die Träume durch die Geschichte „eingefärbt“ werden. Dieses Gefühl erlebe ich besonders intensiv bei Haruki Murakami und in Filmen bei David Lynch.


Was ist schwieriger zu schreiben? Der erste oder der letzte Satz?


Tolle Frage! Am ersten Satz arbeite ich deutlich länger als am letzten. Der erste Satz sollte idealerweise sofort fesseln und sowohl die Hauptfigur als auch das Thema kurz umreißen. Der perfekte letzte Satz ist natürlich ebenfalls eine Wissenschaft für sich: Er soll lange nachklingen und die Geschichte abrunden. Bei einigen meiner Bücher ist der letzte Satz glücklicherweise sehr organisch aus der Handlung entstanden – ein „schlüsselfertiger“ erster Satz ist mir noch nie einfach so zugeflogen.


Wie kamen Sie zum Schreiben? Was inspiriert Sie?


Ich habe als Jugendlicher Fantasybücher verschlungen und liebte auch Computerrollenspiele mit komplexen Storywelten. Irgendwann habe ich in grenzenloser Naivität angefangen, selbst eine Geschichte und eine eigene Welt für ein Computerspiel zu entwerfen. Im Laufe der Zeit entstanden zahlreiche Skizzen zu Figuren, Dialogen, Szenen sowie erfundene Städte und Kontinente. Parallel dazu habe ich mich mit Programmierung und Grafiksoftware beschäftigt, doch das Schreiben ging mir immer leichter von der Hand. Deshalb habe ich das Projekt für mich in einen Roman(-entwurf) umgewandelt. Etwas später begann ich, Gedichte zu schreiben; im Laufe der Zeit kamen Kurzgeschichten und weitere Romanentwürfe hinzu. Während meines Literatur-/Filmwissenschaftsstudiums habe ich verschiedene Schreibwerkstätten besucht. Auch in meinem Drehbuch-Aufbaustudium an der Filmakademie Baden-Württemberg konnte ich viel ausprobieren und an meiner Schreibtechnik feilen. Es dauerte bei mir dann noch bis Ende zwanzig, bis es endlich so weit war: Die Graphic Novel „Jakob“ war meine erste Veröffentlichung und auf einmal lernte ich die Welt der Lesungen, Signierstunden, Interviews, Rezensionen etc. kennen.


Was ist bis jetzt der schönste Moment in Ihrer bisherigen Zeit als Autor gewesen?


Einen einzigen, absolut schönsten Moment gab es für mich nicht, stattdessen viele verschiedene schöne Momente. Unvergesslich sind für mich die Preisverleihungen: 2011 durfte ich auf der Frankfurter Buchmesse den Sondermann Newcomer-Preis für die Graphic Novel „Jakob“ entgegennehmen und ein Jahr später den „Besten Deutschen Comic“-Award für „Steam Noir: Das Kupferherz, Band 1“. Vor vielen Monaten wurde der erste Band der „Zauberkicker“-Reihe für den Lese-Kicker nominiert, d. h. für den Preis für das Fußball-Kinderbuch des Jahres. Die bloße Nominierung war eine besondere Ehre, weil sich daraufhin so viele Schulklassen (die den Großteil der Jury bildeten) in ganz Deutschland mit dem Buch beschäftigt haben.

Schöne Luft-Sprung-Momente sind auch Projektanfragen, beispielsweise als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen kann für die „TKKG Junior“-Reihe zu schreiben oder Hörspiele für die „Was ist Was Junior“-Reihe beizusteuern – und zuletzt als meine Agentur mit der Verlagsanfrage zum „Ed und Edda“-Buch auf mich zukam. Das eigene Buch im Buchhandel zu finden, ist auch jedes Mal ein Highlight.


Und zu guter Letzt: An was arbeiten Sie gerade?


Ich gehe gerade wieder auf Verbrecherjagd mit Tim, Karl, Klößchen, Gaby und Oskar (sprich: TKKG Junior). Weitere Projekte sind in der Pipeline, aber es dauert noch ein paar Monde, bis die so richtig spruchreif sind. Und wer weiß, vielleicht finde ich – oder findet mich – wirklich mal eine Idee für einen magisch-realistischen Thriller, der sich wie von selbst schreibt. Wer sich interessiert, findet alle neuen Veröffentlichungen via www.benjaminschreuder.de


Liebe Herr Schreuder, vielen Dank für Ihre Zeit und das interessante Interview.


Ein ganz besonderes Dankeschön für all die inspirierenden Fragen.




Skerpla
Benutzeravatar
Board Moderator
Beiträge: 3127
Registriert: 05.05.2020
Name: David
Wohnort: Saarbrücken

Beitrag Re: Interview mit dem Kinobuchautor Benjamin Schreuder [GRAND PRIX OF EUROPE - Das Buch zum Film] »

Vielen Dank, dass du dieses Interview organisiert hast!

Zurück zu „Sonstiges“