Six Flags Magic Mountain liegt in der Nähe der Stadt Valencia, Kalifornien wenige Autostunden nördlich von Los Angeles und ist sicherlich einer der bekanntesten Parks der Six-Flags-Kette in den USA. Als ich mit meiner Freundin eine Tour an der US-Westküste plante, war für uns klar, dass ein Besuch in einem Freizeitpark nicht fehlen darf und mit seinen zahlreichen thrilligen Coastern fanden wir Six Flags wesentlich reizvoller als das verhältnismäßig kleine Disneyland oder die Universal Studios.
Wir hatten die Reise extra so geplant, dass wir an einem Dienstag im Park sein können, um den ganz großen Besuchermassen aus dem Weg zu gehen. Übernachtet haben wir die Nacht davor in einem günstigen Motel nur 20 Fahrminuten vom Park entfernt und ich habe extra nochmal ein paar Dollar mehr für die eh schon teuren Parkgebühren hingelegt, damit wir ein bisschen näher am Parkeingang parken können. Wenn man einmal um die halbe Welt geflogen ist, möchte man aus diesem einen Tag ja so viel wie möglich mitnehmen, zumal die Ticketpreise und Öffnungszeiten nicht vergleichbar sind mit dem Europa Park. Ich glaube wir haben um die 85 Dollar pro Ticket bezahlt, dazu nochmal 45 fürs Parken, aber der Park hatte trotzdem nur von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Definitiv ein teurer Spaß, aber in den USA erwartet man das schon...
Leider sind wir nicht ganz pünktlich weggekommen, insofern waren wir nicht wie geplant pünktlich zur Parköffnung vor den Toren. Zumal die Servicemitarbeiterin an der Einfahrt zum Parkplatz mir unverständliche Anweisungen gegeben hat. Nachdem das "Preferred Parking" auch nicht ausgeschildert war, sind wir am Ende doch auf dem "General Parking" gelandet. Ärgerlich. Aber man hatte von da schon mal eine tolle Aussicht auf Twisted Colossus und einige andere Achterbahnen, die einige erste Testrunden drehten. An den Besucherströmen Richtung Eingang konnten wir auch sehen, dass es trotz Werktag voll werden würde. Mitten in der Hochsaison sicherlich nicht überraschend. Auf dem Weg zum Eingang habe ich auch schon einige Leute Deutsch reden hören, wir waren also nicht die einzigen Touristen.
Nachdem ich noch das Pech hatte, von der Security als Stichprobe rausgezogen zu werden, sind wir eilig Richtung Schließfächer gegangen, um unsere Sachen zu verstauen. Es wird wohl niemand überrascht sein, dass auch hier die Preise wieder am Rande zur Unverschämtheit waren, aber sei es drum.
Der Park hat seinen Namen nicht grundlos, in der Mitte erhebt sich nämlich ein Berg, auf dem auch einige Attraktionen platziert sind. Die meisten Hauptattraktionen befinden sich aber auf der Hinterseite, insofern war es ursprünglich mein Plan, gleich zu Beginn auf die andere Seite des Parks zu gehen, um antizyklisch zu den Besucherströmen zu agieren. Als wir dann am Wartebereich für Full Throttle vorbeigingen, sah die Schlange allerdings so überschaubar aus, dass ich schwach wurde und meinen Plan überwarf. Das sollte sich als Fehler herausstellen - Full Throttle ist nämlich ein Launch Coaster mit nur einem Zug und überschaubarer Kapazität, dementsprechend langsam ging es voran. Zudem drängelten sich einige Teenager an den wartenden Leuten vorbei, mit der Begründung, dass ihre Freunde weiter vorne auf sie warten - eine Unsitte, die wir bei diesem Parkbesuch leider noch häufiger erleben sollten.
Full Throttle sieht vor allem spektakulär aus, mit dem Looping, über den am Ende der Fahrt noch einmal oben drüber gefahren wird. Hat auch Spaß gemacht, vor allem mit einem Überraschungselement an einer von außen nicht einsehbaren Stelle der Strecke, wo der Zug kurz rückwärts fährt, um dann nochmal in den finalen Hügel beschleunigt zu werden. Im Verhältnis zur Anstehzeit war die Fahrzeit aber doch eher kurz.
Wesentlich schneller dran kamen wir darauf bei Goliath, einem
Goliath fand ich okay, hat auf jeden Fall ordentlich seitliche G-Kräfte, aber Silver Star gefällt mir doch etwas besser.
Wenn man an Goliath vorbei ist, ist man auch schon im Herzen der Ecke für Thrill-Seeker. Neben dem Bereich mit den DC-Superhelden-Attraktionen gibt es den Screampunk District mit dem Hybrid-Coaster Twisted Colossus und dem kompakten Looping-Coaster Scream!, der aber eher wie der nachträgliche Versuch wirkt, irgendeine Thematisierung drüberzustülpen. Scream! zeichnet sich vor allem durch seine Lage auf einem ehemaligen Parkplatz aus, wo man sich nicht mal die Mühe gemacht hat, die Markierungen zu entfernen. Ist also ein wahnsinnig generischer Coaster. Aber die Schlange war kurz, also stellten wir uns spontan an. Aus der Fahrt wurde leider nichts, weil schon kurz nach unserem Eintreffen wegen eines technischen Problems nichts weiterging und wir keine Zeit verlieren wollten. Auch Pannen sollten wir an diesem Tag noch öfter erleben.
Also weiter zu Twisted Colossus, auf den ich mich schon sehr gefreut habe, da ich zuvor noch keinen Hybrid-Coaster gefahren bin. Die Anstehzeit war zwar lang - auch weil die Abfertigung gegen EP-Verhältnisse ziemlich ineffizient war - aber das war es mehr als wert. Twisted Colossus ist der absolute Hammer. Ich habe noch nie so eine schnelle Abfolge von unorthodoxen, teilweise irrwitzigen Fahrfiguren erlebt. Man kann nicht anders, als zu lachen! Was ich auch vorher nicht wusste, ist dass es sich nicht um einen Dueling Coaster handelt, sondern man tatsächlich innerhalb einer Fahrt beide parallel angeordnete Lifthills rauffährt. Die Fahrtdauer kann sich also auch mehr als sehen lassen. Definitiv mein neuer Lieblingscoaster! Sorry, Blue Fire...
Danach ging es Richtung DC-Themenbereich. Der Inverted Coaster Batman - The Ride gehört tatsächlich zu den etwas aufwändiger thematisierten Attraktionen, hier kommt im Anstehbereich sogar ein wenig Gotham-City-Atmosphäre auf. Die Anstehzeit war hier auch sehr kurz. Der Coaster ist aber auch absolut nichts besonderes. Ich werde glaub ich kein großer Fan von Inverted Coasters mehr - wenn man nicht gerade in der ersten Reihe sitzt, bekommt man relativ wenig vom Streckenverlauf mit. Übrigens dreist - Batman war eine der Attraktionen, bei denen man seine Sachen nicht in Fächern neben der Station lassen konnte. Wir mussten nur für eine Fahrt ein Schließfach für 1 Dollar mieten!
Danach hatten wir schon Hunger, wollten aber vor dem Essen noch eine Attraktion mitnehmen und haben uns bei Wonder Woman - Flight of Courage angestellt. Das war zu dem Zeitpunkt die neuste Attraktion, dementsprechend war die Wartezeit auch verhältnismäßig lang, zumal die Kapazität bei einem Single-Rail-Coaster naturgemäßg gering ist. Single-Rail heißt, dass die Schiene nur aus einem einzelnen Element besteht und sich in jeder Reihe nur ein einzelner Sitz befindet. Dadurch ist der Coaster sehr kompakt und kann wesentlich engere Kurven nehmen. Ich konnte den zweiten Platz von vorne ergattern und fand die Fahrt wirklich spaßig! Definitiv eines der Highlights des Tages.
Danach waren wir halb verhungert auf der Suche nach etwas Essbarem und gingen zurück Richtung Eingangsbereich und von da aus schließlich in die entgegengesetzte Richtung. Leider waren an sämtlichen Essensständen lange Schlangen, so auch an dem Burger-Lokal, für das wir uns schließlich entschieden. Man konnte deutlich sehen, dass die Mitarbeiter unterbesetzt und unmotiviert waren, nicht zuletzt deshalb verloren wir für das Anstehen und Essen insgesamt fast eine Stunde. Sehr ärgerlich, wenn man so viel Geld für den Tag bezahlt hat und der Park nur bis 18 Uhr geöffnet hat...
Danach erkundeten wir die andere Seite des Parks. New Revolution ist, anders als es der Name vermuten lässt, einer der ältesten bestehenden Coaster im Park und gehört auch eher in die Kategorie "Kann man auch weglassen", aber die Schlange war entsprechend kurz... Wieder eine Fahrt, die aufgrund eines mechanischen Problems nie stattfinden sollte. Toll war auch, dass man trotzdem schon mal unsere Taschen neben der Station verstaut hat, sodass wir über den Ausgang reingehen mussten, um sie uns wiederzuholen...
Stattdessen sind wir dann zu X2. Wieder eine Premiere für mich, mein erster 4D-Coaster. Warteschlange quasi nicht vorhanden, dafür durften wir mal wieder extra zahlen, um die Sachen in einem Spind zu verstauen. Die Züge hatten allerlei Elektrik offen sichtbar herausstehen, als ob die Abdeckung fehlt. Nicht sehr vertrauenserweckend...
Ich hatte ja erwartet, dass die Fahrt heftig wird, aber puh... Es hat schon seine Faszination, wie man durch die seitliche Drehachse mal unter, mal über der Schiene, mal vorwärts, mal rückwärts fährt. Effektiv war die Fahrt aber vor allem wild und schmerzhaft. Brauch ich definitiv nicht nochmal.
Nun ging es zur Holzachterbahn Apocalypse - The Ride, auf die ich mich sehr gefreut hatte - wo wir leider feststellen mussten, dass die Attraktion den kompletten Tag außer Betrieb ist. Auch die West Coast Racers waren gerade defekt. Hier scheint man wirklich nicht mehr als nötig in Wartung zu investieren...
Also erklommen wir nun von der Rückseite des Parks den Berg, auf dessen Gipfel sich der Eingang zu Ninja befindet, ein in die Jahre gekommener Suspended Coaster. Für mich ein wenig nostalgisch, nachdem dieser Achterbahn-Typ einer der ersten ist, den man in Rollercoaster Tycoon bauen kann, ich ihn aber noch nie in real gesehen hatte. Die Bahn ist durchaus nett, wie sie sich vom Berg hinunter über einen See schlängelt. Wenn die Wagen in den Kurven stark ausschwingen, muss man aber gut auf seine Sachen in den Hosentaschen aufpassen.
Die zweite Achterbahn, die sich auf dem Berg in einem japanisch thematisierten Bereich befindet, ist der Flying Coaster Tatsu. Premiere Nummer 5 für mich! Tatsu war neben Twisted Colossus definitiv das Highlight des Tages. Hat tierisch Spaß gemacht und ich freue mich schon, wenn ich in einem Monat mal F.L.Y. im Phantasialand ausprobieren kann! Am meisten hängen geblieben ist bei mir der riesige Halblooping, den man oben beginnt und an dessen Unterseite man ziemlich lange auf dem Kopf steht. Heftig!
Der Tag neigte sich nun dem Ende zu und es war klar, dass wir nicht mehr alle übrigen Attraktionen antesten können würden, deshalb mussten wir Prioritäten setzen. Superman: Escape from Krypton wollte ich gerne noch mitnehmen, denn einen Reverse Freefall Coaster war ich bisher auch noch nie gefahren. Die lange Wartezeit stand leider in keinem Verhältnis zu der sehr kurzen Fahrzeit und der mehr als lieblosen Thematisierung des Wartebereichs. Hätte man sich sparen können!
Die West Coast Racers liefen nun wieder, deshalb haben wir die noch mitgenommen. Es handelt sich um eine kompakte Stahlachterbahn mit kleinen Zügen, die an Sportwagen erinnern und zwei sich duellierenden Schienen. Wie bei Twisted Colossus gibt es aber nicht zwei Stationen, sondern das Ende der ersten Strecke mündet in den Anfang der zweiten Strecke, wo man parallel zu den nachkommenden Zügen gelauncht wird. War cool und wäre im EP sicher eines der Highlights, aber was Coaster mit Inversionen angeht, ist man in Six Flags einfach unglaublich verwöhnt!
Die eher generischen Steel Coaster Riddler's Revenge, Scream! und Viper haben wir uns am Ende gespart und sind lieber nochmal auf Twisted Colossus. Ein schöner Abschluss des Tages mit dem Highlight des Parks! Tatsu wäre ich auch gerne nochmal gefahren, aber die Zeit hat leider nicht mehr gereicht.
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Fazit:
Als Achterbahnfan bin ich in Six Flags Magic Mountain definitiv auf meine Kosten gekommen und habe nicht nur einige Achterbahntypen ausprobieren können, die man in Europa eher selten findet, sondern mit Twisted Colossus, Wonder Woman und Tatsu auch ein paar richtige Highlights erleben dürfen!
Ein bisschen getrübt wurde der Spaß durch die freche Preispolitik und den schlechten Service. Man merkt wirklich, dass man im Land des Turbo-Kapitalismus ist, denn man hat an jeder Ecke das Gefühl, in erster Linie als wandelnder Geldbeutel gesehen zu werden. Als Dank, dass man viel Geld für Tickets und Verpflegung ausgibt, gibt es unzählige technische Pannen, wenige Züge, langsame Abfertigung in der Station und völlig unterbesetzte Essensstände mit unfreundlichem Personal. Und statt liebevoller Thematisierung wird man im Wartebereich auch noch mit Werbung zugeschüttet. Immerhin Wasser gab es umsonst, was bei der starken Hitze auch lebensnotwendig war!
Dafür weiß ich jetzt wieder umso mehr, was ich am Europa Park und der Familie Mack habe, die Kundenzufriedenheit über Profitmaximierung stellt!
Wer mal einen Besuch in einem Six-Flags-Park plant, dem würde ich empfehlen, ebenfalls einen Werktag zu wählen und sich am besten noch zu informieren, ob zu der Zeit Schulferien im entsprechenden Bundesstaat sind. Die Seite https://www.isitpacked.com/ gibt auch Aufschluss darüber, wie voll es voraussichtlich wird.
Und: Auch wenn es mir widerstrebt, die Abzocke auch noch zu belohnen - rückblickend hätte ich glaub ich doch in den sauren Apfel gebissen und das Geld in den Flash Pass investiert. Ja, es ist extrem teuer, aber man ist einmal über den großen Teich geflogen und hat nur diese paar Stunden im Park, da ist es das vielleicht doch wert. Vor allem, weil es Nerven spart, wenn man nicht eine Dreiviertelstunde auf sein Essen warten oder sich über unverschämte Teenager ärgern muss.
Meine Bewertung der Attraktionen:
Batman - The Ride: 4/10
Full Throttle: 8/10
Goliath: 7/10
Ninja: 6/10
Superman: Escape from Krypton: 5/10
Tatsu: 9/10
Twisted Colossus: 10/10
West Coast Racers: 8/10
Wonder Woman - Flight of Courage: 9/10
X2: 5/10
Nicht gefahren:
Apocalypse - The Ride (defekt)
Canyon Blaster
Gold Rusher
Magic Flyer
New Revolution (zwischenzeitlich defekt)
Riddler's Revenge
Road Runner Express
Scream! (zwischenzeitlich defekt)
Speedy Gonzalez Hot Rod Racers
Viper