FunDOMio ist auf diversen Parkpklätzen direkt an den Westfalenhallen aufgebaut und schlängelt sich teilweise zwischen und unter Messehallen durch. Das macht es erst mal schwierig, Atmosphäre zu schaffen, vor allem weil auch noch ein öffentlicher Fußweg durchs Gelände geführt werden musste, den man als Parkbesucher unter einer Brücke durch quert und der dazu führte, dass das Parkgelände durch eine recht klobige Reihe verhangener Bauzäune zweigeteilt war. Ohne Sponsoren ging es auch nicht ab und vor allem die Logos eines Springerpresseprodukts und die der professionellen Lebenmsmittellieber waren doch etwas zu präsent. Trotz dieser erst mal schlechten Rahmenbedingungen haben sich die Betreiber alle Mühe gegeben, Parkatmospäre zu schaffen. Nicht nur waren alle Fahrgeschäfte in Topzustand sondern man hat auch mit zusätzlichen Bäumen in Töpfen, verschiedenen Sitzmöglichkeiten und einem eigenen Parksong (ein umgetextetes Cover von "Sag mir Quando") und einem sehr gut präsenten Logo einer Parksilhouette Einheitlichkeit in die bunte Welt der Fahrgeschäfte gebracht und erreicht damit durchaus das Niveau eines einfachen echten Freizeitparks (Holiday Park bietet da auch nicht mehr).
Die Anordnung der Geschäfte war sicher den räumlichen Möglichkeiten geschuldet - wenn man die Chance gehabt hätte, sie nach Wunsch aufzustellen, hätte man bei der vorhandenen Thematisierung sogar echte Themenbereiche erstellen können; so waren zum Beispiel mit der Konga-Schaukel, dem Voodoo-Jumper und dem Kiddie-/Familycoaster Coco Beach gleich drei tropisch angehauchte Attraktionen vertreten. Auch "Party", und "Städtereisen" waren mehrfach als Themen zu finden. Das war ein bisschen schade, dass das so nicht geklappt hat - wenn man das hinbekommen hätte, hätte man sich im Fach "Thematisierung" durchaus noch fast mit dem Moviepark messen können.
Der technische Zustand aller Attraktionen ist top - man hat die lange Zeit definitiv genutzt, um jede Kleinigkeit zu reparieren.
Zum Fahren ist mehr als genug Gelegenheit - ich habe in den 11 Stunden (es ist jeden Tag bis 21 Uhr geöffnet) zwar "nur" etwas mehr als 50 Fahrten gemacht, aber das war schon eher die gemütliche Variante. Wäre es mir etwas besser gegangen (ich leide gerade unter diversen Schulterproblemen) hätten das auch 80 werden können, denn die Wartezeiten lassen sich mit einem Wort beschreiben: Null.
Und hier kommen wir zum traurigen Aspekt der ganzen Sache: Wer schon immer mal erleben wollte, wie es ist, einen ganzen Freizeitpark für sich alleine zu haben, kann dieses VIP-Gefühl derzeit im FunDOMio für ganz kleines Geld auskosten. Es haben sich geschätzt über den ganzen Tag keine 100 Besucher auf das Gelände verirrt gehabt - die wenigen Gruppen, die man tatsächlich sah, bestanden mehr aus Schaustellern und ihren Kindern denn tatsächlichen Gästen. Trotzdem gaben sich die Betreiber alle Mühe, Stimmung zu verbreiten und - was eigentlich bei der Leere völlig unnötig war - es wurde sehr gut auf die Maskenpflicht und Abstände geachtet - auch wenn kein anderer Gast in der Nähe war, wurde ich angehalten, die Laufrichtungen z.B. an den Toiletten einzuhalten. Das Schutzkonzept ist übrigens absolut vorbildlich, die Wartebereiche und Wege sind so geführt, dass sichere Abstände gewährleistet sind, ohne dass die Absperrungen optisch wirklich negativ auffallen würden. Da haben die FunDOMios bessere Arbeit geleistet als mancher echte Park, wenn ich so die Bilder sehe.
Essen und Trinken darf man nicht aufs Gelände mitnehmen, aber die Stände bieten eine Vielzahl von Gerichten im Preisbereich 3 bis 9 Euro; 0,5 Liter PepsiCo-Produkt kosten 3 Euro. Anders als in Düsseldorf wird auch Bier ausgeschenkt. Ich hatte eine Currywurst mit Pommes und ein vegetarisches Nudelgericht, beide für je 6 Euro in exzellenter Qualität, da braucht sich der Park ebenfalls nicht zu verstecken.
So, und jetzt noch zum Angebot im Einzelnen:
***Die Highlights
- Apollo 13 ist ein großer Booster (senkrechte Überschlagfahrt) mit recht extremen G-Kräften. Den mehrfach am Stück zu fahren würde ich nur Leuten mit sehr guten Venen empfehlen, da schießt ordentlich das Blut in die Füße.
- Konga-Schaukel ist eine der nach innen gerichteten drehenden Riesenschaukeln. Es geht etwas über 90 Grad, aber nicht komplett überkopf. War nicht so mein Ding, fand ich eher übelkeiterregend als spaßig. In dem Segment gibt es meiner Meinung nach Besseres.
- Hangover ist ein 85 Meter Freifallturm mit Rotation, von dem man einen schönen Blick über Dortmund und die Hallen bekommt (was jetzt natürlich keine so landschaftlich schöne Gegend wie Rust ist). Der Fall selbst ist recht unspektakulär mit nur minimaler Airtime.
- Wilde Maus XXL - die ist spaßig eingestellt, die Trimmbremsen treten kaum in Aktion. Zwei Abfahrten Marke Matterhorn, dann ein Satz Mauskurven und noch ein paar schöne steile Hills zum Abschluss. (Ist kein Mack Ride)
- Coco Beach - Kinderachterbahn, die man als Erwachsener fahren kann. Dreht drei Runden und hat hinten trotz der geringen Höhe ein paar recht ruppige kurze Airtimes. Macht mehr her als sie aussieht
- Shoker (sic) Geisterbahn. Man fährt diese Bahn in Käfigen, weil einige Effekte an den Käfig schlagen. Die Szenen sind sehr kurz in ganz schneller Abfolge und das Genre ist primär Splatter, auch wenn die Außenszenen eher humorvoll gestaltet sind. Wer "The 7th Guest" noch kennt fühlt sich bei der Badezimmerszene gleich zu Hause...
- LaserPix ist eine transportable Version von Abenteuer Atlantis mit Thema Videospiele, die technisch gut läuft. Atlantis-Profis sollten beachten, dass man in diesem Spiel die roten Ziele mehrfach treffen kann und die grünen besser sind als die blauen. Wer gerne Atlantis fährt wird hier Spaß haben.
- Voodoo Jumper kann man am besten als "Mül-Mül für Erwachsene" charakterisieren, wobei die einzelnen Sitze auch noch drehen und der Fahrverlauf wild und abwechslungsreich ist mit hohen Laterals.
- Krumm und Schiefbau ist ein Laufgeschäft (Funhouse), das fast keine selbstbewegenden Elemente hat, dafür einiges an derbem Humor, sowohl aus dem Rotlicht- als auch aus dem Badezimmerbereich. Ein wenig Gelenkigkeit sollte man mitbringen, da man durch ein paar interessante Stangencombos muss.
- Poseidon ist eine transportable Version der Tiroler Wildwasserbahn (ebenfalls kein Mack) mit einer eher mickrigen und einer recht hohen Abfahrt. Nass wird man auf allen Plätzen ein wenig aber nicht zu sehr. Für eine Kirmesfahrt schön thematisiert.
- Das Riesenrad ist insofern interessant, als man die Wahl zwischen geschlossenen Gondeln (a la Bellevue) und den offenen runden Riesenradgondeln hat, die jeweils im Wechsel angebracht sind. Hier wurden wohl mal zwei Geschäfte in eins zusammengebaut, das Ergebnis ist aber durchaus gut, wenn auch optisch gewöhnungsbedürftig. In der Farbwahl und Beleuchtung ist die Kombination aber stimmig.
***Klassiker
Wellenflug, Breakdance und Musikexpress muss ich glaube ich niemandem hier erklären
***Für die Kleinen
Wer mit kleinen Kindern geht findet ein solides wenn auch etwas eingeschränktes Angebot an Standards - eine Autofahrt mit Strandthema, kleine Karussells, ein Kiddie-Skooter, die Standard zweistöckige Fahrzeugschlange. Kleiner Tipp - es gibt jetzt ein "Flanierticket" für 5 Euro ohne Fahrberechtigung und die ganz kleinen bis 4 Jahre kommen sowieso gratis rein. Wer also nur die Zweikäsehochs mal zwei Stunden unterhalten will, kann hier zugreifen.
*** Spiele
Es gibt eine Handvoll Buden, an denen gegen Gebühr (und selbige nicht zu knapp) die Standard Kirmesspiele angeboten werden. Die Nachfrage war selbst unter Berücksichtigung des Besucherstands als sehr gering zu bezeichnen und die Gewinne auch eher von magerer Qualität. Kann man ignorieren.
***Shows und Entertainment
Theoretisch waren Street Entertainer angekündigt, davon habe ich allerdings wenig gesehen - nur ein einzelner Musiker, der gleichzeitig Drehorgel und Akkordeon spielte (!) lief mir an dem Tag über den Weg. Das Showprogramm bestand aus einer einzigen, eher auf Kinder ausgerichteten, aber nett gemachten Zaubershow, die auch nur ein mal, um 15 Uhr, gespielt wurde. Sollte es mal mehr Publikum geben, wäre hier sicher Luft nach oben!
Als Fazit habe ich für meine 29 Euro (Early Bird Ticket - regulär 34) Eintritt jede Menge Fahrten bekommen und das FunDOMio kann definitiv mit Freizeitparks, die in dieser Preisliga spielen, in jeder Hinsicht mithalten. Es gibt keine Megacoaster, aber dafür den Freefall, den Konga, Voodoo Jumper, und den Apollo 13 für die richtige Dosis G-Kräfte und die Auswahl der 20 für Erwachsene nutzbaren Fahrgeschäfte deckt von Nostalgie über Interaktivität und Entspannung bis Thrill alles ab. Wer also gezweifelt hat, ob da Parkerlebnis aufkommt, dem kann ich nur sagen: Es tut - mit dem einzigen Manko dass einfach viel zu leer ist.
Bei letzterem Punkt allerdings hoffe ich, dass sich noch was tut. Hier haben die Betreiber aus der Verzweiflung mit viel Liebe und Arbeit eine Idee erstellt und das Ergebnis war - wenigstens am 2. Juli - dass sie von den paar Besuchern wohl nicht mal die Kosten für Strom, Security und Sanitäter decken konnten, geschweige denn auch nur einen Euro des Einnahmeausfalls zu kompensieren. Trotzdem hat sich jeder Einzelne bemüht, die existenzielle Krise nicht fühlbar werden zu lassen, sondern den wenigen, die kamen, gut gelaunt das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Insofern - wenn ihr noch nicht all euer Parkbudget für die Sommerferien verplant habt, nehmt euch doch mal einen Tag in Dortmund. Ihr werdet es ziemlich sicher nicht bereuen - und außerdem sollte dieses Ziel auch für alle "Parksammler" sowieso ein Must Have sein. Trotz der bekannt beschränkten Laufzeit und aller notwendiger Improvisation erfüllt FunDOMio alle Kriterien, die für das Prädikat "Freizeitpark" nicht nur dem Namen nach erforderlich sind.
Ich habe für euch auch ein paar Bilder geschossen, sorry für die nicht immer dolle Qualität - ich nehme nur ein Billigst-Smartphone für Parkbesuche, teure Geräte lasse ich lieber zu Hause. Wer professionellere Fotos sehen will, findet hier eine gute Auswahl:
https://www.looopings.nl/weblog/14745/F ... tmund.html
