Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit

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svenl
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Beitrag Re: Kurztrip in den Heide Park »

ThalainTheCat hat geschrieben: Sa 10. Sep 2022, 21:26 Man könnte ja eine Doppelkonstruktion bauen, bei der die Kanzel des Aussichtsturms einen Sitzring für den Freefall mitnimmt und dann loslässt, kurz bevor die Aussichtskanzel wieder nach unten fährt.
Ein Blick auf das Catch-Car am Freifallturm verrät, dass das keine gute Idee ist. Wenn die Last der Gondel ruckartig weg ist, macht alles, was am Seil hängen bleibt, einen ebensolchen Ruck nach oben, das wäre wenig erquicklich für die Fahrgäste in der Aussichtskabine.

ThalainTheCat
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Beitrag Re: Kurztrip in den Heide Park »

svenl hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 14:16 Ein Blick auf das Catch-Car am Freifallturm verrät, dass das keine gute Idee ist. Wenn die Last der Gondel ruckartig weg ist, macht alles, was am Seil hängen bleibt, einen ebensolchen Ruck nach oben, das wäre wenig erquicklich für die Fahrgäste in der Aussichtskabine.
Hast du natürlich recht, aber das ließe sich sicher mit einem entsprechenden Anschlag bzw. Halterung verhindern. Das ist beim Catch Car ja auch primär so stark sichtbar, weil sich die Lastverteilung auf der oberen Umlenkung sehr plötzlich verschiebt: Vor dem Ausklinken ist die Gondelseite schwerer, danach das Gegengewicht (jeweils recht deutlich). Das würde so nicht auftreten, wenn die Gondelseite schwerer bleibt (das ginge allerdings etwas auf Kosten des Energieverbrauchs und der Spitzenleistung - beim typischen Freefall reduziert man die ja gerade, indem bei beiden Richtungen Arbeit verrichtet wird.

Die Doppelvariante würde sicher technisch einige interessante Fragen aufwerfen, ich glaube aber sie wäre mit dem Ingenieurwissen von Mack Rides lösbar - und einfach charmant.

svenl
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Beitrag Re: Kurztrip in den Heide Park »

Welcher Freifallturm hat denn ein Gegengewicht? Ich kenne nur Anlagen ohne, bei der variablen Masse wüsste ich auch nicht was das bringt (anders als bei konstanter Masse bei Aussichtstürmen und Aufzügen).

ThalainTheCat
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Beitrag Re: Kurztrip in den Heide Park »

svenl hat geschrieben: So 11. Sep 2022, 17:40 Welcher Freifallturm hat denn ein Gegengewicht? Ich kenne nur Anlagen ohne, bei der variablen Masse wüsste ich auch nicht was das bringt (anders als bei konstanter Masse bei Aussichtstürmen und Aufzügen).
Der Graviator hat ein Gewicht wenn ich das richtig gesehen habe (kann natürlich auch sein, dass das nur der Stabilisierung/Spannung dient). Wenn der Catchcar beim Loslassen hochschnellt ist jedenfalls eine Kraft vorhanden, die im Moment des Loslassens am Seil zieht. Das kann natürlich auch rein Spannung sein. Das Loslassen alleine verursacht keine Gegenkraft, die den Catchcar hochschnellen lassen könnte.

Ein Gegengewicht bringt, dass sich die Hebearbeit auf Hoch- und Runterfahrt verteilt, womit die Spitzenleistung reduziert wird (und die ist bei solchen Attraktionen für die Stromkosten relevanter als die verbrauchten kWh). Statt bei der Hochfahrt 15 Tonnen Catchcar, Kranz und Gäste zu heben und dann 1 Tonne Catchcar wieder (verlustbehaftet) abzulassen hebst du die 15 Tonnen gegen 8 Tonnen, lässt den Kranz fallen und hebst dann die 8 Tonnen gegen die 1 Tonne. Damit brauchst du nur grob den halben Anschlusswert - also z.B. 70 kW statt 150 kW - die allerdings doppelt so lang.

Aber vielleicht sollten wir zum Thema Heidepark zurückkehren - möchte ein Moderator vielleicht mal einen generellen Thread "Technikdiskussionen" eröffnen und das verschieben? Wir hatten ja schon ein paar Mal Exkurse in diese Richtung.

Spyder1983
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Beitrag Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Nachdem der Wunsch zu diesem Thread geäußert wurde, möchten wir euch diesen Wunsch auch gerne erfüllen.

Wir sind der Meinung, dass solch ein Diskussionsforum durchaus auch viele (neue) Informationen für alle Neugierigen bietet.

Also wenn euch was interessiert oder ihr mit speziellem Wissen glänzen könnt, freuen wir uns über rege Beteiligung.

Dann wünschen wir euch viel Spaß beim schreiben, lesen und diskutieren.


Den entsprechenden Austausch aus dem Heidepark-Bericht habe ich dem Anfang dieses Threads noch beigefügt.
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Eine Frage, die mich schon lange beschäftigt: Wie funktioniert das Festhalten vor dem Drop bei den Dive Coastern? Ich sehe immer diese Kette, die den Zug zum Drop befördert, aber diese wird ja den Zug dann nicht vor dem Drop festhalten oder doch? Bevor ich hier spekuliere: Gibt es jemanden, der mir das erklären kann?

Vielen Dank! 😃
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Skerpla
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Auf manchen Onrides habe ich eine Backenbremse erkannt, welche den Zug oben festhält. Bei welchen Bahnen das genau war weiß ich aber nicht mehr.
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Diese Festhalter sind bei den meisten Dive Coastern Blockbremsen, also in der Regel Backenbremsen mit redundanter Ausführung (mindestens 2 Elemente, von denen eins reicht um den Zug zu halten).
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Danke für Eure Antworten! 😃 Dann ist die kurze Kette vor dem Drop quasi nur eine Art "Reibrad-Ersatz"?
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svenl
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Bei B&M-Divecoastern übernimmt die Kette vor dem Drop die Haltefunktion. Hierfür gibt es einen zweiten "umgedrehten" Kettenhaken (der normale würde in der Belastungsrichtung ja nicht halten), der kurz vor dem zweiten Kettenbeginn ausgeklappt wird. Wer genau hinhört hört das "Klonk" wenn der Haken ausgelöst wird und in den Endanschlag fällt.

In Busch Gardens Williamsburg gibt es eine Backstage-Tour, die man buchen kann, dort wird man auch in die Wartungshalle von Griffon geführt und sieht den Zug von unten, dort wird das auch im Detail erklärt wenn man fragt. Vielleicht findet sich auf Youtube auch ein Video davon.
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Wow, vielen Dank für die Erklärungen. Echt spannend, dass man obwohl man sich schon lange mit Achterbahnen beschäftigt, doch immer wieder was dazu lernt. 🙂
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Ein interessanter Artikel zum Thema "Wie werden Achterbahnen überprüft?" vom 25.09.2022 auf WDR.de hier der Link:
👇
https://www1.wdr.de/nachrichten/achterb ... v-100.html
Stand laut WDR.de zum Zeitpunkt der Verlinkung: Stand: 25.09.2022, 11:17 Uhr

svenl
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Beitrag Re: Eurosat CanCan-Coaster »

Wo war der doch gleich? Die Moderation kann das ja verschieben.

Der Trick ist entweder eine sehr kurze Angriffsfläche am Wagen (siehe Zierer Flitzer - letztes Blockbremse in https://www.youtube.com/watch?v=BHshLpHuqlw und Schwarzkopf Jet Star 2 https://www.youtube.com/watch?v=2PIni1CHgG8 ) oder seitlich montierte Bremsschwerter wie bei den späteren Schwarzkopfbahnen, schön zu sehen am Cannonball in Pleasurewood Hills: https://www.youtube.com/watch?v=wylz1I-DWzc
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Beitrag Re: Eurosat CanCan-Coaster »

Interessant, allerdings wären beide Konstruktionen im CCC nicht verwendbar. Die Zierer-Konstruktion eignet sich nur für leichte, relativ langsame Züge (wenig Kraft) und bei dem Cannonball hast du zwar die Kurve, allerdings kann der dann wieder keine Änderungen am Gefälle, wäre also im freien Streckenverlauf genau so wenig denkbar, abgesehen von den Problemen, die diese Schwerter im CCC-Bahnhof machen würden. Auch hier erscheint mir die Bremsleistung übrigens recht gering, wie man an der langen Schlussbremse des doch eher zahmen Coasters sieht. Bei beiden müsste man dann auch noch das Problem des Notausstiegs lösen.

Am ehesten würde ich für eine gleichmäßige Trimmung im Streckenverlauf noch die Möglichkeit sehen, den Zug von unten zu bremsen, mit Reibflächen am Zug und stempelartigen Bremsen mit geringer Kraft aber dafür entsprechend mehrere. Das würde aber wohl einige Jahre Entwicklung und TÜV-Abnahmen erfordern und wäre eventuell auch platztechnisch ein Problem (Lichtraum darunter verlaufender Schienen, wenn Gerätschaften unter der Bahn angebracht werden müssen). Oder man könnte dem Zug selbst eine (Wirbelstrom-)Bedarfsbremse an die Achse montieren, deren Kraft nach jeder Fahrt automatisch nachgestellt wird, je nachdem ob die Soll-Fahrzeit über- oder unterschritten wurde. De facto nimmt man also eine zu schnelle Grundeinstellung und fügt etwas Reibung hinzu, um das Tempo zu kontrollieren. Auch da würde ich allerdings mal längere Entwicklungszeit sehen...

svenl
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

EIne Aussage zur Nutzbarkeit in der Eurosat wollte ich auch nicht machen, nur darauf hinweisen, dass das nicht generell gilt.
Intamins Magnetbremsen, die in ihrer Ausprägung den klassischen Skid Brakes ähnlich sind, wären eine andere Idee. Die könnten vermutlich am besten für das von dir angedachte Trimming an fast beliebiger Stelle verwendet werden. Zu sehen z.B. bei Juvelen in Djurs Sommerland.

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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Wie ich gerade traurig feststellen musste, wurde wohl die wunderschöne Info-Seite zum legendären Hersteller Schwarzkopf - schwarzkopf-coaster.net - geschlossen. 🙁 Sehr, sehr schade. Damit geht eine weitere Infoseite verloren. Ich habe es immer sehr genossen, die technischen Details zu den Anlagen zu lesen, in Nostalgie zu schwelgen (viele Phantasialand-Attraktionen stammten ja von Schwarzkopf und waren hier vertreten) und dazu zu lernen. Daher sollten die Macher dies hier lesen: Ein herzliches Dankeschön für viele Jahre, in denen Ihr uns so interessantes Infomaterial zur Verfügung gestellt habt!

https://www.schwarzkopf-coaster.net/
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Zumindest einige Inhalte lassen sich hier noch abrufen:

https://web.archive.org/web/20230000000 ... aster.net/

Sehr schade, ich kannte die Seite bisher nicht. Kennst du noch andere, die in eine ähnliche Richtung gehen?

Selbiges Projekt ermöglicht übrigens auch eine Zeitreise auf dem EP-Board:
https://web.archive.org/web/20050829042 ... ard.de:80/
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Danke David. Die Waybackmaschine hat mir schon bei einige gute Dienste geleistet. 🙂

Hm, eine Seite auf Deutsch speziell über Schwarzkopf wüsste ich spontan nicht. Generell sind viele Infoseiten auch über Parks allgemein verschwunden. Coastersandmore ist zum Glück noch eine Perle, die immer noch online ist. Hier gibt es viele technische Details und tolle Berichte über verschiedene Coaster von verschiedenen Herstellern. Ich hatte gehofft, hier gibt es auch mal Updates, aber das scheint wohl nicht mehr der Fall zu sein.

Vielleicht weiß ja sonst noch jemand mehr Seiten?
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

So wie es aussieht, wird die Seite schwarzkopf-coaster.net einem Relaunch unter neuer Regie unterzogen.

Auf der Seite steht nun wörtlich: "Vorrübergehend geschlossen. Relaunch 2024 unter neuer Regie". Freut mich, dass die Seite wohl fortgesetzt wird, wenn auch wohl nicht mehr mit dem ursprünglichen Team/Macher. Ich bin gespannt.

Quelle: https://www.schwarzkopf-coaster.net/
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Beitrag Re: Technischer Diskurs und Spezifikation von/für Attraktionen Weltweit »

Sorry für die späte Nachricht, aber ich wollte noch berichten, dass die Schwarzkopffanseite nun tatsächlich wieder zur Verfügung steht! Soweit ich gesehen habe (hatte noch nicht so viel Zeit, alles durchzuschauen), auch wieder mit den bekannten Fotos! 😃 Vielen Dank an die Verantwortlichen. Schön, dass uns dieses Schätzchen weiterhin zum Schmökern zur Verfügung steht. 🙂
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