EP-Express

[inof]

Ob der blaue Zug („Frankreich“) schon in dieser Saison fuhr, weiß ich leider nicht. Bei meinem letzten Besuch stand er auf dem Abstellgleis, aber es war auch nicht besonders viel los (keine Ferien), daher war es normal, dass nur zwei Züge in Betrieb waren.

Der gelbe Zug („Deutschland“) gilt ja als der robusteste von den dreien und ist am häufigsten im Einsatz. Neulich habe ich gelesen, dass er inzwischen eine Laufleistung von rund 400.000 km (nicht Betriebsstunden) auf dem Buckel hat. Ich habe hierzu keine verlässliche Quelle, aber wenn ich es anhand der Betriebszeit überschlage (Jahre seit Eröffnung, Tage pro Saison, Runden pro Tag, km pro Runde), dann kann das durchaus hinkommen.

Übrigens muss ich eine Kleinigkeit in meinem obigen Beitrag korrigieren: „Drehkreuzweiche“ (allg. Drehweiche) ist nicht ganz korrekt; das ist eigentlich etwas anderes. Ich habe mich davon irritieren lassen, dass die englische Bezeichnung rotary switch lautet. Der korrekte Fachbegriff im Deutschen lautet „Gleiswender“. So etwas wird manchmal auch bei Zahnradbahnen eingesetzt, wo normale Weichen (mit beweglicher Weichenzunge) problematisch sein können.

Ein kleiner Exkurs zur Geschichte: Im Internet findet man manchmal Angaben, dass die drei Züge des EP-Express von der Weltausstellung 1992 in Sevilla gekommen seien. Das ist nicht korrekt. In Sevilla fuhren damals insgesamt sechs baugleiche Züge (Von Roll Mk-2), die im Anschluss alle (leider!) auf einem Betriebshof verrotteten. Zwei oder drei davon fielen irgendwann einem Brand zum Opfer (offenbar hatten sich dort Obdachlose und Jugend-Gangs eingenistet und ein Feuer entzündet), die restlichen wurden später demontiert. Ich konnte dies alles anhand von Artikeln diverser spanischer Zeitungen rekonstruieren.

Die drei Züge des EP-Express kommen direkt aus Australien. Für die World Expo 1988 in Brisbane wurden insgesamt vier Züge gebaut. Nach der Expo ging einer an das nur 70 km entfernte australische Sea World, wo er die bereits vorhandene Flotte aus drei baugleichen Zügen (Baujahr 1986, also zwei Jahre älter) verstärkte. Die restlichen drei Züge wurden von der Familie Mack gekauft, die die Expo besucht hatte und von der Monorail begeistert war. Sie wurden nach Deutschland geschafft, umlackiert und modernisiert. Bei der Eröffnung 1995 war es noch ein reiner Aussichts-Rundkurs, da es nur die Station in Spanien gab. Im Jahr darauf wurde der Haupteingang neugestaltet, und dabei auch der „Bahnhof Alexanderplatz“ eröffnet – seitdem ist der EP-Express auch ein Transportmittel, um von A nach B zu kommen.

Übrigens, auch die Klimaanlagen in den Wagen wurden erst im Europapark eingebaut. Ursprünglich waren die Wagen nicht klimatisiert. Auch die Schwester-Züge, die heute noch im australischen Sea World ihre Runden drehen, haben keine Klimaanlage, obgleich sie es eigentlich nötiger hätten (subtropisches Klima).

[mps]

Zu so viel Hintergrundwissen kann man nur Wow und danke fürs Teilhaben sagen! Ich finde es immer sehr spannend die Geschichte von Attraktionen zu hören, aber auch über technische Details freue ich mich immer sehr.

[MineTrainFan]

Auch von mir ein Dankeschön! Ich liebe solche Details einfach. Daran kann ich mich auch nicht sattlesen. Egal zu welcher Attraktion. Weißt Du zufällig, wie schnell der Gelbe und der Blaue Zug fahren? Bisher ist nur die Geschwindigkeit des Roten hier mal genannt worden mit 5,2 Metern pro Sekunde und der soll ja der schnellste sein.



(Beim Phantasialand Jet ebenfalls eine große Monorail aber von Schwarzkopf z.B. suche ich auch immer noch im Netz nach weiteren Infos bzw. Quellen. Ist aber oft schwierig, weil man nicht weiß, was stimmt und was nur Mutmaßungen sind)

[svenl]

Die beste und umfangreichste Recherche, die ich dazu kenne, ist in diesem Video zu finden:
https://www.youtube.com/watch?v=MeDRy_qufFE

[MineTrainFan]

Das Video kenne ich zwar schon, aber ich kann es auch nur empfehlen. Echt super interessant. Da hat er sich prima reingekniet.

[inof]

Weißt Du zufällig, wie schnell der Gelbe und der Blaue Zug fahren? Bisher ist nur die Geschwindigkeit des Roten hier mal genannt worden mit 5,2 Metern pro Sekunde und der soll ja der schnellste sein.

Woher diese 5.2 m/s kommen, weiß ich nicht, aber die Züge des Typs Von Roll Mk-2 haben eine „design speed“ von 30 km/h. Das ist die Geschwindigkeit, für die das System technisch ausgelegt ist. Von der „design speed“ zu unterscheiden ist die „service speed“ – das ist die Geschwindigkeit, mit der ein konkreter Zug in der Praxis eingesetzt wird. Für den Monorail des Sea World Australia (baugleich mit dem EP-Express) wird eine service speed von 27 km/h angegeben. Das ist also die Geschwindigkeit, die die Wagen dort tatsächlich erreichen, also auf gerader Strecke ohne Steigung und mit hinreichend freiem Lichtraumprofil.

Für den EP-Express selbst habe ich leider keine verlässlichen Informationen aus erster Hand. Im Netz geistert manchmal der Wert 20 km/h herum; ich habe irgendwo auch schon 25 km/h gesehen. Es ist gut möglich, dass der Europapark die Züge mit geringerer Geschwindigkeit fahren lässt, um sie zu schonen und den Verschleiß zu reduzieren – es sind ja nicht mehr die jüngsten. (Übrigens können immer noch Ersatzteile vom Hersteller bezogen werden, der inzwischen zum kanadischen Bombardier-Konzern gehört.)

Tipp: Wenn du das nächste Mal im EP-Express sitzt, lass mal auf dem Handy ein GPS-Tachometer mitlaufen. Das ist zwar nicht sonderlich präzise, sollte aber zumindest einen groben Anhaltspunkt liefern. Man sollte es aber während der gesamten Strecke im Blick behalten, da die Geschwindigkeit je nach Streckenabschnitt variieren kann (aus verschiedenen Gründen).

[inof]

Ich habe noch ein interessantes Video auf YouTube gefunden, für alle EP-Express-Fans:

Es ist ein altes „promotional documentary“ (also ein Dokumentarfilm, der zu Werbezwecken angefertigt wurde) aus dem Jahr 1988 von den Firmen Von Roll und TNT. Es zeigt den Bau der Monorail-Strecke in Sydney (Australien); dabei handelt es sich um den Typ Von Roll Mk-3, also quasi das Nachfolgemodell des EP-Express (das ist ein Von Roll Mk-2). Beide sind sehr ähnlich; Unterschiede gibt es nur in den Details.

[MineTrainFan]

Schade, dass es diese Strecke wohl nicht mehr gibt. Scheint aber wohl für den Pendlerverkehr weniger attraktiv gewesen zu sein, als für den Tourismus. Jedenfalls sehr interessant. Überhaupt das Thema ich sag mal alternative Verkehrsmittel ist durchaus spannend. Wenn ich an das Hyperloop-Projekt denke, aber das ist offtopic.

Weiß jemand noch was, wegen dem blauen/französischen Zug?